02 Okt Baltic Dry Index – Indikator aus der Realwirtschaft
Marktteilnehmer sind konstant auf der Suche nach Indikatoren, um die Märkte analysieren und prognostizieren zu können. Peter Lynch, der berühmte Manager des Fidelity Magellan Fund, empfahl Indikatoren aus der realen Wirtschaft zu suchen. Zum Beispiel welche Produkte Freunde und Verwandte kaufen, welche Geschäfte überfüllt sind usw.
Der Baltic Dry Index (BDI) ist ein solcher Indikator, der aus der globalen Realwirtschaft gebildet wird.
Konstruktion des Baltic Dry Index (BDI)
Der Baltic Dry Index (BDI) misst die Frachtkosten um Rohstoffe rund um die Welt zu transportieren. Die zusätzliche Bezeichnung »Dry« (Englisch für »trocken«) ist darauf zurückzuführen, dass es vor allem um die Verschiffung von trockenen Schüttgütern geht, wie zum Beispiel Mais, Getreide und andere Agrargüter, Erze, Kohle und Zement.
Der Baltic Dry Index wird seit 1985 täglich von The Baltic Exchange (Londoner Warenbörse 1744) zusammengestellt. Um den Index zusammenzustellen, werden die Verlader der ganzen Welt angerufen, um ihre Preise für 22 verschiedene Schifffahrtsrouten rund um den Globus zu erfahren. Sobald sie diese Zahlen erhalten haben, stellen sie sie zusammen und bilden einen Durchschnitt. Um sicherzustellen, dass sie bei der Betrachtung verschiedener Versandkosten einen umfassenden Überblick über die gesamte Schifffahrtsbranche erhalten, betrachtet die Baltic Exchange die Kosten für jede der folgenden vier Schiffsgrößen:
– Capemax (10 Prozent der weltweiten Flotte): Schiffe, die mehr als 100.000 Tonnen Fracht transportieren können und zu groß sind, um den Panamakanal zu passieren
– Panamax (19 Prozent der weltweiten Flotte): Schiffe, die 60.000 bis 80.000 Tonnen Fracht transportieren können und kaum durch den Panamakanal passen
– Handymax oder Supramax (37 Prozent der weltweiten Flotte): Schiffe, die 45.000 bis 59.000 Tonnen Fracht tragen können
– Handysize (34 Prozent der weltweiten Flotte): Schiffe, die 15.000 bis 35.000 Tonnen Fracht transportieren können
Warum Investoren den Baltic Dry Index beobachten
Der Baltic Dry Index ist ein Frühindikator, der einen klaren Überblick über die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen gibt. Die Fokussierung des Baltic Dry Index gibt einen Ausblick in die Zukunft. Produzenten kaufen vermehrt Rohstoffe, wenn sie mehr Fertigwaren und Infrastruktur bauen, wie Autos, schwere Maschinen, Straßen, Gebäude und so weiter. Die Produzenten hören auf, Rohstoffe zu kaufen, wenn sie überschüssige Lagerbestände haben und wenn sie Infrastrukturprojekte stoppen.
Typischerweise steigt oder sinkt die Nachfrage nach Rohstoffen und Rohwaren, wenn die Weltwirtschaft wächst oder schrumpft. Für Anleger ist es hilfreich zu wissen, wie sich die Weltwirtschaft verhält. Aus dem Zustand der Weltwirtschaft können sie schliessen, ob die Aktienkurse, Rohstoffpreise und der Wert von rohstoffbasierten Währungen steigen oder sinken werden.
Der Baltic Dry Index ist auch ein überzeugender Indikator, da es sich um einen einfachen Echtzeit-Indikator handelt, der schwer zu manipulieren ist. Einige Wirtschaftsindikatoren – wie Arbeitslosenquoten, Inflationsindizes und Ölpreise – können schwer zu interpretieren sein, da sie von Regierungen, Spekulanten und anderen wichtigen Akteuren manipuliert oder beeinflusst werden können. Der Baltic Dry Index hingegen ist schwer zu manipulieren, da er von klaren Angebots- und Nachfragekräften bestimmt wird.
Das Angebot, das den Baltic Dry Index beeinflusst, ist das Angebot an Schiffen, die für den weltweiten Transport von Materialien zur Verfügung stehen. Es ist schwierig, dieses Angebot zu verfälschen, da es Jahre dauert, ein neues Schiff zu bauen. Ebenso würde es zu viel kosten, Schiffe leer zu lassen, um das Angebot zu verringern. Auch die Nachfrage zu manipulieren, ist äusserst schwierig, da die Nachfrage von Rohstoffkäufern, von der Produktion bestimmt wird. Niemand wird für die Buchung eines Capemax-Frachtschiffs bezahlen, der es nicht tatsächlich nutzt.
Interpretation des Baltic Dry Index
Der Baltic Dry Index steigt, wenn die Nachfrage nach Rohstoffen und Rohwaren steigt, und verliert an Wert, wenn die Nachfrage nach Rohstoffen und Rohwaren sinkt.
Der Baltic Dry Index fängt an sich nach oben zu bewegen:
– Die Weltwirtschaft beginnt zu wachsen oder wächst weiter
– Unternehmen beginnen oder wachsen weiter
– Die Aktienkurse sollten weiter an Wert gewinnen
– Die Rohstoffpreise beginnen an Wert zu gewinnen
– Der Wert von Rohstoffwährungen – wie dem kanadischen Dollar (CAD), dem australischen Dollar (AUD) und dem neuseeländischen Dollar (NZD) – sollte beginnen oder weiter an Wert gewinnen
Der Baltic Dry Index fängt an sich nach unten zu bewegen:
– Die Weltwirtschaft beginnt oder schrumpft weiter
– Unternehmen haben einen Bestellungsrückgang
– Die Aktienkurse sollten an Wert verlieren
– Die Rohstoffpreise beginnen an Wert zu verlieren
– Der Wert von Rohstoffwährungen – wie dem kanadischen Dollar (CAD), dem australischen Dollar (AUD) und dem neuseeländischen Dollar (NZD) – beginnen an Wert zu verlieren
Kritik
Obwohl es schwierig ist den BDI zu manipulieren, kann es doch Verzerrungen zum effektiven Konjunkturzyklus geben. Konjunkturprogramme in der Finanzkrise flossen auch in den Schiffsbau und kreierten, mit 1 – 2 Jahren Verzögerung, Überkapazitäten. Diese mussten erst wieder abgebaut (verschrotten) werden. Ein anderes Beispiel ist die Einführung von Strafzöllen, die viele Produzenten veranlassten, vorsorglich Rohstoffe zu besorgen. (Strafzölle auf Stahl)
Baltic Dry Index (Grün) / Monatschart versus DowJones World (Blau) / Monatschart
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