Langfristige Zyklen – Der 10-Jahres Zyklus

Langfristige Zyklen – Der 10-Jahres Zyklus

 

Hinterher ist man immer schlauer. Das trifft im Besonderen auf die Aktienmärkte zu. «Wenn ich das gewusst hätte…», «hätte ich doch …», sind Gedanken die jeder beim Blick auf die Historie hat.

Dasselbe Erlebnis hatte Larry Williams, ein alter Hase an der Wall Street.

Der 1942 Geborene, begann als Student 1962 Aktienkurse zu studieren. Dies war ausgerechnet das Jahr, als der DowJones gerade dramatisch einbrach. US-Präsident John F. Kennedy legte sich damals mit der Stahlindustrie an. Als die mächtigen Bosse von US Steel und anderen Stahlproduzenten ein von ihm vermitteltes Stillhalteabkommen mit den Gewerkschaften brachen und massiv die Preise erhöhten, ließ Kennedy sie – ohne gesetzliche Grundlage – ins Gefängnis werfen und erzwang die Rücknahme der Preiserhöhungen. Damit herrschte Krieg. Die Wirtschaft war schockiert, die Stahlbarone sprachen von „Gestapo-Methoden“, und die Anleger stießen panisch ihre Aktien ab. Von März bis Ende Mai 1962 verlor der Dow Jones 30 Prozent – es war der größte Börsen-einbruch seit dem berüchtigten Crash im Jahr 1929.

In seinem Buch „Die richtige Aktie zur richtigen Zeit“ schreibt der Börsenguru: „Ich weiß noch, dass im Herbst 1962 niemand dazu riet, Aktien zu kaufen oder in irgendeiner Weise etwas an der Börse zu risikieren. Rückblickend hätten aber alle genau das tun sollen. Damals bestand eine der größten Kaufgelegenheiten.“ Tatsächlich verdoppelte sich der Dow-Jones-Index in den folgenden vier Jahren und schaffte damit erstmals den Sprung über die 1000-Punkte-Hürde.

Williams suchte nach langfristigen Börsenzyklen und wurde bei Anthony Gaubis und Edgar Lawrence Smith fündig.

 

Der 10-Jahres Zyklus

 

Bereits 1939 hatten di Anthony Gaubis und Edgar Lawrence Smith die These aufgestellt, dass es am amerikanischen Aktienmarkt einen Jahrzehntzyklus gibt. Ihr Hauptargument war, dass die meisten Börsenhochs zum Ende eines Jahrzehnts auftreten – wie zum Beispiel 1929.

Gaubis und Smith konnten auf gerade mal gut 40 Jahre Dow-Jones-Geschichte zurückblicken, hatten aber tatsächlich ein wiederkehrendes Muster erkannt. Heute, nach 111 Jahren Dow-Jones-Geschichte, verblüffen die Regelmäßigkeiten, die sich im Rückblick offenbaren. Die Dow-Tendenzen bestätigen sich auch für den Dax.

Börsenhochs nehmen typischerweise in der Mitte eines Jahrzehnts ihren Anfang und erreichen ihren Höhepunkt zum Ende. Gerade das vergangene Jahrzehnt mit seiner überbordenden Internet-Euphorie und den steilen Kursanstiegen im Jahr 1999 bis zum Höhepunkt im März 2000 belegte diesen Trend erneut.

Nach der Hausse kommt meist die Baisse. Diese lässt sich im Jahrzehntemuster auffällig oft in den ersten Jahren des Jahrzehnts ausmachen. Larry Williams geht sogar so weit, nach einer Analyse für US-Aktien, die er bis 1854 (Axe-Houghton-Index) rückberechnet hat, festzustellen, „dass sich Jahre, die auf 2 oder 3 enden, am wahrscheinlichsten als gigantische Kaufzeitpunkte entpuppen“. Tatsächlich begegnen Anlegern immer wieder die Jahresendziffern 2 und 3, wenn sie nach den besten historischen Einstiegsjahren Ausschau halten. Solche Jahre waren im 19. Jahrhundert zum Beispiel 1862, 1872 und 1892. Im frühen 20. Jahrhundert lohnte es sich, 1903, 1913, aber auch 1920 bis 1923 Aktien zu kaufen. Die Jahrhundertgelegenheit bot sich während der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1932. Aber auch 1942 und 1952 machte man keinen Fehler, wenn man auf die Börse setzte.

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts änderte sich mehr als jemals zuvor – doch der langfristige Zyklus der ansonsten schnelllebigen Börse blieb unverändert: 1972 und 1973 waren klare Kaufjahre, „1982 war möglicherweise der zweitbeste Zeitpunkt im 20. Jahrhundert“, schwärmt Williams zu Recht. Auch wer 1992 kaufte, wurde nicht enttäuscht.

Zweite Chance. Für Anleger im Jahr 2007, die den Jahrzehntzyklus für sich nutzen wollen, heißt das ganz klar: Der beste Einstiegszeitpunkt ist verpasst. Denn im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hätte man bisher mit Sicherheit alles richtig gemacht, wenn man 2002 gekauft hätte. Und den absoluten Tiefstand gab es – sowohl beim Dow Jones als auch beim Dax – bekanntlich 2003. Ersterer ist seither von 8000 auf über 13000 Punkte gestiegen, Letzterer sogar von 2200 auf über 7400 Punkte.

 

Die magische 7

 

Die gute Nachricht ist: Der Jahrzehntzyklus zeigt auch, dass sich in Jahren, die auf 7 enden, der zweitbeste Einstiegszeitpunkt findet. Das galt bereits im 19. Jahrhundert und setzte sich fast ohne Ausnahme im 20. Jahrhundert fort. Allerdings gab es manchmal eine Verschiebung von Tiefständen um einige Monate nach hinten. Auch im ausgehenden Jahrhundert klappte es mit der magischen Sieben: Die Jahre 1977, 1987 und 1997 brachten zunächst allen, die ein paar Jahre zuvor eingestiegen waren, gute Gewinne. Dann knickte der Index ein. Wer die Bodenbildung abwartete und dann einstieg, lag goldrichtig. Larry Williams zieht daraus die Schlussfolgerung: „Jedes dieser Jahre brachte gegen Jahresende hervorragende Kaufgelegenheiten. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist.“

 

Zusammenfassung:

 

Gaubis+Smith (1939): Hochs an den Aktienmärkten werden gegen Ende des Jahrzehnts ausgebildet.

L.Williams: Tiefs werden seit 120 Jahren, oft mit der Endung 2 oder 3 ausgebildet. (1862, 1872, 1892, 1903, 1913, 1923, 1932, 1942, 1952, 1973, 1982, 1992, 2003, … «2022»

Jahre mit der Endung 7 bieten Einstiegschancen

Die ersten 3 Jahre eines Jahrzehnts sind meist performancearm. Nach einem Tief (meist im 3-ten Jahr) erfolgt eine Rally, besonders im 5-ten Jahr mit dem Hoch im 7-ten Jahr.

Zwischen dem 7-ten und 9-ten Jahr kommt es oft zu einer heftigen Korrektur.

 

Kuster René-Pierre/ Chartanalyse.ch GmbH

www.chartanalyse.ch

 

 

 

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