05 Sep Technische Analyse versus Fundamental Analyse – Konkurrenz oder Symbiose?
Das Ziel aller Akteure an den Märkten besteht darin, mit ihren Entscheiden in der nahen oder fernen Zukunft Profite zu erwirtschaften.
Zur Entscheidungsfindung brauchen sie eine Analyse des Wertpapieres und eine Prognose über den weiteren Verlauf des Preises.
Die am häufigsten verwendeten Verfahren sind, die technische Analyse und die fundamentale Analyse. Beide Verfahren unterscheiden sich stark in ihrer Herangehensweise. Beide Verfahren haben ihre Stärken, stossen aber auch an ihre Grenzen.
Sowohl für die Anleger wie für die Analysten ist es wichtig, die Unterschiede, die Grenzen und die gegenseitigen Ergänzungen der Analysemethoden zu kennen.
Die technische Analyse
Die technische Analyse gehört neben der fundamentalen Analyse zur beliebtesten Analysemethode unter den Anlegern weltweit.
Die technische Analyse beobachtet die Reaktionen und Aktionen des Marktes, um mit der Auswertung der Daten, laufende Trends und frühzeitig Trendwenden in verschiedenen Zeitebenen zu erkennen. Die Werkzeuge bestehen aus Chartmustern der Kurse, Volumendaten und Indikatoren.
Die technische Analyse geht von folgenden Annahmen aus:
Die Angebots- und Nachfragekräfte können sich frei entfalten. In den Kursen sind alle relevanten Daten und Informationen enthalten (diskontiert), aber auch die Gier und Ängste (Emotionen). Zusätzlich gelten die Annahmen, dass die Marktpreise sich in Trends bewegen und die Märkte nicht effizient sind. Da die Kurse und Umsätze durch menschliches Verhalten entstehen, rufen gleichartige Marktsituationen auch gleichartige menschliche Reaktionen hervor. Die Geschichte wiederholt sich.
Der grosse Vorteil der technischen Analyse besteht in der Anwendungsmöglichkeit über sämtliche Märkte, die Daten wie Kurse und Volumen publizieren. Dies gibt die Möglichkeit eine riesige Palette an verschiedenen Werten zu analysieren, ebenso Aktienbaskets wie Indices, ETF’s etc ohne eine Armada an Leuten zu beschäftigen, die mit dem sammeln und auswerten von Daten beschäftigt sind.
Die Grenzen der technischen Analyse liegen in der Verfügbarkeit der Daten. Mit sporadischen Abschlüssen und geringem Volumen lassen sich keine Analysen und Prognosen erstellen. Darunter fallen illiquide Werte, ebenso wie IPO’s oder Werte die nicht an einer Börse gehandelt werden.
Die fundamentale Analyse
Im Gegensatz zur technischen Analyse, versucht die Fundamentalanalyse mittels betriebswirtschaftlicher Kennzahlen den fairen Wert einer Aktie zu bestimmen. Investoren, welche die Fundamentalanalyse zur Aktienbewertung heranziehen, schauen in die Quartals- und Jahresberichte der entsprechenden Unternehmen. Anschließend versuchen sie daraus abzuleiten, wie viel das Unternehmen anhand seiner Geschäftstätigkeiten wert ist und wie sich der Wert der Aktie entwickeln könnte. Zur Beurteilung von Aktien existieren unzählige Kennzahlen. Solche Kennzahlen eignen sich, um verschiedene Aktien miteinander zu vergleichen. Die beliebteste Kennzahl ist das KGV, welches den Gewinn pro Aktie ins Verhältnis zum Preis setzt – daher KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Das KGV gibt an, in welcher Zeit sich der Preis der Aktie mit den eigenen Gewinnen bezahlt. Kleinere KGVs sind daher besser.
Neben den klassischen Kennzahlen, beinhaltet die fundamentale Analyse auch einen Blick auf das Management, die konjunkturelle Lage und das Verhalten der direkten Wettbewerber. Mithilfe diverser Modelle versucht die fundamentale Analyse den fairen Wert zu bestimmen und Prognosen abzuleiten.
Ein Modell zur Analyse der Branchenstruktur des Marktes auf dem das Unternehmen operiert, ist das Porters Five Forces Modell. Mit dem Porters Five Forces Modell lässt sich die Attraktivität eines Marktes analysieren. Nicht nur fundamentale Analysten verwenden dieses Modell, es dient auch Führungskräften zur Analyse ihres Marktumfeldes.
Ein weiteres Modell ist das SWOT-Modell. Es dient der Identifikation von unternehmensspezifischen Stärken und Schwächen. Des Weiteren umfasst es die Chancen und Risiken des Marktes.
Der Vorteil der fundamentalen Analyse liegt in der Datenerhebung direkt aus dem Unternehmen heraus. Die Unternehmer sind durchgehend mit dem realen Geschäftsverlauf konfrontiert und publizieren die Daten sporadisch den Investoren und Analysten zur Auswertung. Mit der Berechnung des inneren Wertes eines Unternehmens, kann die Fundamentalanalyse eine Bewertung bei IPO’s oder illiquiden Aktien problemlos abgeben. Ebenso können die Analysten bei Übernahmen, Fusionen etc. relativ schnell die Veränderung des inneren Wertes kommunizieren.
Die Grenzen der fundamentalen Analyse liegen in der personellen Kapazität und in der Datenerhebung sämtlicher Einflüsse auf jedes Unternehmen zu verarbeiten.
Häufig läuft die Marktbewegung der Analyse voraus. Die Marktbewegung wird oft als Frühindikator der Fundamentals angesehen.
Symbiose aus technischer und fundamentaler Analyse
Viele Investoren stellen sich die Frage, ob die technische oder fundamentale Analyse besser ist.
Darauf gibt es kein abschliessendes Urteil. Beide Analysemethoden haben ihre Stärken und Schwächen.
Anstatt zu konkurrieren, macht es mehr Sinn beide zu gebrauchen. Für technische Analysten sind die Fundamentals (die Gehör finden) in den Kursen enthalten. Zudem können Fundamentals den Chartisten helfen False Breakouts aus den Charts herauszufiltern.
Auf der anderen Seite kann die technische Analyse den Fundamental Analysten vor allem beim Timing helfen und bei der Einschätzung des Marktumfeldes.
Fazit: Die technische versus fundamentale Analyse im Vergleich
Sowohl die technische als auch die fundamentale Analyse dienen der Prognose von zukünftigen Wertpapierpreisen. Die technische Analyse bedient sich ausschließlich Preis- und Volumendaten. Anhand von bestimmten Formationen und Indikatoren, sollen Kursverläufe vorhergesagt werden. Die fundamentale Analyse bedient sich den klassischen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Modellen zur Markt- und Wettbewerbsanalyse.
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