Verliert der Dollar seine Superpower?

Verliert der Dollar seine Superpower?

 

In den letzten Wochen/Monaten häuften sich die Meldungen, die den US-Dollar als Leitwährung links liegen lassen. Hierzu ein paar Schlagzeilen:

  • China’s Yuan Replaces Dollar as Most Traded Currency in Russia
  • Brazil, China ditch US dollar for trade payments, favour yuan
  • Frankreich bringt mit dem Yuan-Handel die Entdollarisierung nach Europa
  • Saudi Arabia officially open to non-dollar oil trade

 

Nun ist es nicht das erste Mal, dass die internationale Vormachtstellung des US-Dollar herausgefordert wird. Was jedoch neu ist, ist das Aufgreifen des Themas in den US-Mainstream Medien und den Weg bis an die Pressekonferenz im Weissen Haus gefunden hat.

 

Was sind die Faktoren für die Dollar-Dominanz?

Weltweite Verbreitung und jederzeitige Konvertierbarkeit, relativ stabile Währung, militärische Stärke, Größe, internationale Bedeutung, Tiefe und Liquidität des US-Finanzmarkts, Netzwerkeffekte durch weltweite Verbreitung und Durchdringung, Kapitalakkumulation, Innovationsfähigkeit, dominante Unternehmen in Zukunftssektoren, starke Marken, Energieautonomie, Nahrungsmittel Autonomie, starker Binnenmarkt, handlungsfähige Notenbank, im Vergleich zu Europa und China geringeres demografisches Problem, stabiles politisches System.

Diese Kriterien erfüllt der US-Dollar nach wie vor am besten und ist ungeschlagen, als Transaktions- und Reservewährung auf Platz 1 der Welt.

 

Der Traum der Ablösung

 

Die Einführung des Euros wurde lange Zeit als Gegengewicht zur Dollarherrschaft angesehen. Mit der Staatsschuldenkrise 2010 wurde die Fragmentierung der europäischen Kapitalmärkte offensichtlich. So werden italienische Anleihen mit einem Abschlag gegenüber deutschen Anleihen gehandelt. Den Dollar herauszufordern, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Als nächster Erbe der Währungsherrschaft wurden die Kryptos gesehen. Trotz vielem Goodwill konnten sie sich nicht als Transaktions- oder als Reservewährung etablieren. Zurückgeworfen wurden die Kryptos auch durch die zahlreichen Skandale der Branche.

Weder beim Euro, noch bei den Kryptos gab es irgendwelche Anzeichen von Nervosität in den USA.

Woher also kommt diese plötzliche Unsicherheit?

Das Malheur begann mit den Sanktionen, dem Einfrieren von russischen Vermögen und dem Ausschluss von Russland aus US-Dollar. Nun ist es nicht das erste Mal, dass die USA eine Volkswirtschaft sanktioniert. Der Iran und Irak (bis zur Invasion) wurden ebenso aus dem US-Dollar ausgeschlossen. Ausserdem war Russland seit den Krimsanktionen schon teilweise vorbereitet. Grundsätzlich neu ist die Erkenntnis des globalen Südens und im speziellen von China, dass der US-Dollar jederzeit als Waffe eingesetzt werden kann und wird. Die Abhängigkeit vom US-Dollar muss reduziert werden, um weniger verletzlich zu sein. Ähnlich ist es Europa, bezüglich der Gasabhängigkeit von Russland, ergangen.

 

Ungeschickt verhält sich die USA, mit den zusätzlichen Provokationen in Richtung China (Taiwan) und mit dem anhaltenden Wirtschaftskrieg. Da China und Russland gemeinsam in den BRIC-Staaten organisiert sind, ist es schlüssig, dass Russland und China mit dem globalen Süden mehr und mehr als Einheit auftritt.

Obwohl die Wirtschaftsmacht des Westens den globalen Süden und Russland noch bei weitem übertrifft, sind in den BRIC-Staaten und im globalen Süden die Rohstoffe konzentriert. (Stichwort Petrodollar)

China ist bereits die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Schon länger versucht China den Yuan zu fördern und damit Ölgeschäfte zu tätigen. Das Hauptproblem sind zweifelsfrei die chinesischen Kapitalverkehrskontrollen, die China in absehbarer Zeit auch nicht aufgeben wird. Freie Konvertierbarkeit einer Währung ist die Grundvoraussetzung für eine Leitwährung.

Bei der Konvertierbarkeit liegt nach wie vor der grosse Vorteil der «Dollarherrschaft». Eine Währung ist nichts anderes als eine Vereinfachung des Tauschhandels. Wenn jemand Eier besitzt und Milch braucht, muss er jemand mit Milch im Angebot finden, der im gleichen Moment gerade ein Bedürfnis nach Eiern hat. Falls der Milch-Verkäufer jedoch Holz braucht wird es komplizierter, da erst ein Holzanbieter mit einem Bedürfnis nach Eiern gefunden werden muss.

Geld/Währung ist eine enorme Effizienzsteigerung gegenüber dem Tauschhandel mit Waren.

Das Prinzip des Dollars, als der allgemein anerkannten Leitwährung, ist nichts anderes als eine Vereinfachung des Tauschhandels unter Währungen. Es existieren weltweit etwa 160 verschiedene Währungen. Wer also mit südafrikanischen Rand, Rupien kaufen will, müsste auch hier eine Gegenpartei finden, die in diesem Moment seine Rupien gegen ZAR eintauschen möchte. Da ist es einfacher die südafrikanischen Rand erst in US-Dollar und dann die Dollar in Rupien zu wechseln.

Der Welthandel konnte nur dank der Effizienz einer Leitwährung wie dem US-Dollar das heutige Niveau und den Wohlstand erlangen und wird auch in Zukunft davon Gebrauch machen. Die Dominanz des Dollars wird noch lange bestehen bleiben. Natürlich wird ein System nicht auf ewig weiterbestehen. Schliesslich wurde das früher dominierende britische Pfund auch vom US-Dollar abgelöst. Dazu muss die Welt erst eine klare Alternative haben, die sich im Moment jedoch noch nirgends abzeichnet.

Warum ist dies ein Thema in den USA?

Die USA bemerkt, dass die Zeit einer unilateralen Weltordnung langsam zu Ende geht. Das Selbstverständnis die einzige Weltmacht zu sein ist am Erodieren und wird auch auf eine mögliche Konkurrenz im Währungsgefüge übertragen. Zudem ist dies ein willkommenes Wahlkampf-Thema um aufzuzeigen, wie schädlich die Politik der Biden-Administration ist.

 

Kuster René-Pierre/ Chartanalyse.ch GmbH

www.chartanalyse.ch

 

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